#29 Vorsicht Glosse - Aus dem Leben des Louis Löschnix


Hallo ihr das draußen, ihr habt ja jetzt eine Weile nichts von mir gehört. Das war einfach zu warm, um zum Schreiben zu kommen. Da musste ich doch echt eher das Sommerwetter genießen. Ein Glück, dass meine Kameraden nicht "Schreiben", sondern Einsätze fahren. Und vor allem, dass sie das auch bei den heißesten Temperaturen machen. In der schwarz-gelben Nomex Schutzkleidung, wenn es sein muss. Ich kann euch versichern, da schwitze ich schon allein bei dem Gedanken.
Aber im Ernst. Wir sind immer da, wenn der Melder geht. Manchmal nur ein Auto voll, wenn der Gürtelschmuck von Melder zum Beispiel dienstags kurz vor Mittag rappelt und manchmal schauen mein Kumpel vom Angriffstrupp und ich schon nach 5 Minuten nur noch den Rücklichtern des 3. Autos hinterher, weil Sonntagabend 12 Kameraden vor uns umgezogen in der Fahrzeughalle einsatzbereit waren.
So hab ich das auch der Dame erklärt, die mich neulich im Supermarkt ganz unvermittelt gefragt hat, "wie lange ich denn noch Bereitschaft hätte"? Ich war etwas verdutzt und bat um eine Erklärung der Frage. "Na, sie sind doch bei der Feuerwehr, das erkenne ich an dem Teil da an ihrem Gürtel. Und wenn sie damit hier im Supermarkt sind, dann haben sie doch Bereitschaft!" Welch kombinatorische Meisterleistung, nur das Endergebnis musste ich dann etwas relativieren.
Sie blickte mit jedem Satz etwas ungläubiger, als ich ihr erklärte, dass meine Kameraden und ich quasi "IMMER" Bereitschaft haben, wenn es aus beruflichen und privaten Gründen machbar ist und man sich in zeitlich sinnvoll erreichbarer Nähe der eigenen Feuerwehr aufhält. Denn als Freiwillige Feuerwehr, wie zigtausend andere in Deutschland auch, gehen wir alle auch einem anderen Job nach, der unsere Brötchen bezahlbar macht und engagieren uns im Ehrenamt neben Beruf und Familie immer dann bei der Feuerwehr, wenn (planbar) Übungen oder (ungeplant) Einsätze anstehen.
"Und wenn mal keiner Zeit hat?" Ja, das war dann so eine Frage, die mich auch dazu brachte, mich mal am Bart zu kratzen. "Kam noch nicht vor." Also wenn mal ganz wenige da sind, wird von der Leitstelle nochmal alarmiert. Und dann hat das bei uns bislang immer geklappt, dass wir zum Helfen ausgerückt sind. Vielleicht nicht so besetzt, wie man es sich wünscht, aber doch immer so, dass wir effektiv helfen konnten. Da spielt sicher auch der ein oder andere glückliche Zufall mit rein, dass da genug meiner Kameraden ihre persönliche Bereitschaft zu relevanten Zeiten bejaht haben und die kleine Rappelkiste sehr sehr häufig bei sich tragen, um im Einsatzfall ruck-zuck zur Feuerwehr zu eilen und die sich in schwarz-gelb einzukleiden.

Die Dame war dann noch etwas enttäuscht, als ich vor der Tür in meinen Japaner einstieg, der zwar auch rot ist, aber nicht das "Feuerwehr-Bereitschaftsfahrzeug", welches sie sich erhofft hatte vorzufinden. Sie bedankte sich aber ganz höflich für das nette Gespräch und dafür, dass wir immer da sind. Auch ohne feste Bereitschaftszeiten.