#4 Vorsicht Glosse – Aus dem Leben des Louis Löschnix

Hallo, hier mal wieder Louis Löschnix von der Freiwilligen Feuerwehr.

Weil mein Chef jetzt mal Urlaub macht, war ich heute bei seinem Stellvertreter, also unserem stellvertretenden Gemeindebrandinspektor. Der ist zwar auch komplett freiwillig hier engagiert, aber macht auch sonst mit der Feuerwehr rum, weil er nämlich am Flughafen hier in der Nähe arbeitet. Deshalb war er glaube gar kein schlechter Ansprechpartner für meine Frage.
Ich hatte nämlich vor ein paar Tagen mit einem Freund meines alten Herren ein Gespräch über die Feuerwehr. Der war auch mal dabei, aber das war in seiner Heimat, tief im Süden Deutschlands und vor allem ist das schon ewig her. Das war damals, als die Fotos von unseren Löschfahrzeugen noch schwarz-weiß waren…


Der hatte so eine „Früher-war-alles-besser-Einstellung“ und hat immer gesagt, wir sollen doch nicht so „Fisimatenten und ein Gezeter“ machen, er hätte damals mit seinen Kameraden auch „jedes Feuer ausbekommen“.
Das ging mir dann durch den Kopf und deshalb hab ich den Stellvertreter vom Chef mal gefragt, was er dazu meint und warum hier manches mit all dem Fortschritt nicht einfacher sondern so kompliziert geworden ist.   
„Louis“, sagte er zu mir, „schau mal was die Feuerwehraufgabe mittlerweile für eine Vielfalt umfasst. Unsere Tätigkeit beschränkt sich ja schon lange nicht mehr nur auf das klassische Bekämpfen von Bränden und das symbolische Retten von Katzen vom Baum.“
Ich habe dann mal die Einsätze der letzten Zeit zurückgedacht. Da war zwar an Silvester der große Brandeinsatz, der uns und alle umliegenden Feuerwehren beschäftigt hat, aber dann waren da ja auch alleine dieses Jahr schon zwei Gefahrguteinsätze, die uns stundenlang gebunden hatten. Und bei dem was mittlerweile hinter den orangenen Warntafeln über unsere Straßen rollt, da ist das wirklich kompliziert und zum Haare raufen, was da mit einem anderen Stoff alles wie reagieren kann. Das ist dann wie in der Schule mit einem Versuch, nur mit einem ganzen Speditionshof anstatt eines Tisches im Klassenraum. Und da wollen wir, anders als in der Schule gerne auf das große „Bumm“ verzichten. 
Und naja, ausgekriegt hat man auch schön früher jedes Feuer, notfalls eben auf Höhe der Grundmauern, aber heute schaffen wir das ja auch meistens ohne die ganze Bude unter Wasser zu setzen. Weil der Chef ja auch immer sagt, wenig Wasser macht wenig Schaden, das freut den Besitzer und die Versicherung. Wir „arbeiten materialschonend und werterhaltend“. Das macht es zwar immer etwas anspruchsvoller und komplizierter aber dient ja wirklich allen.


Und auch bei Verkehrsunfällen war das früher einfacher. Da wo der alte Golf in den 90er Jahren nur ein bisschen Blech hatte, was sich verformt hat, sind heute lauter so ultraharte Bleche und Metalle verbaut und überall Airbags. Da kommt selbst die moderne Rettungshydraulik an Ihre Grenzen. Und so gut wie das die Insassen schützt, so sehr sind wir angehalten „patientengerecht“ zu retten. Nicht zwingend die schnellste Rettung ist das Ziel, sondern die schonendste, die eine Ausweitung der Verletzungen verhindert.
Da hat der Chef schon recht gehabt, das „Feuer aus“ vom letzten Jahrtausend ist einem „technisch anspruchsvoll, vielfältig, patientengerecht und werterhaltend“ gewichen. Das macht es aber insgesamt nicht schlechter, auf jeden Fall aber spannender. Und aus kriegen wir auch jedes Feuer ;-)